Adolf Schlatter: Leben, Werk, Wirkung

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Professor für Neues Testament in Greifswald (1888–1893)

Die Jahre in der Ostseestadt Greifswald waren durch eine außerordentlich fruchtbare Arbeitsgemeinschaft zwischen Schlatter und dem lutherischen Systematiker Hermann Cremer (1834–1903) geprägt – eine Arbeitsgemeinschaft, die trotz der sehr unterschiedlichen Charaktere und kirchlichen ­Prägungen von einer beglückenden Freundschaft und tiefem geistlichen Verstehen ­gekennzeichnet war. Beide Männer bemühten sich um eine Theologie, welche die Ehrfurcht vor der Heiligen Schrift zur Grundlage hatte und jede „über die Schrift sich erhebende Meisterschaft des Theologen“ abwehrte.1 Und beide rangen um eine wissenschaftlich verantwortbare Alternative zur liberalen Theologie, die damals an den deutschen Universitäten vor allem in Gestalt der Ritschl-Schule einen „Siegeszug“ angetreten hatte. Während der gemeinsamen Lehrtätigkeit von Schlatter und Cremer (den beiden profiliertesten Vertretern der sog. „Greifswalder Schule“) erlebte die Greifswalder theologische Fakultät einen Höhepunkt ihrer Geschichte und zog Scharen von Studenten aus dem In- und Ausland an. In Greifswald las Schlatter zum ersten Mal „Dogmatik“ (1892/93) und fand in Wilhelm Lütgert (1863–1938) einen seiner begabtesten Schüler, der später als Neutestamentler und systematischer Theologe viele Impulse Schlatters aufnahm und selbständig weiterführte. Beispielsweise wurde Lütgert von Schlatter dazu angeregt, eine bedeutende Gesamtdarstellung der „Liebe im Neuen Testament“ und eine „Ethik der Liebe“ zu verfassen – beides Werke, die noch heute zur Pflichtlektüre für jeden gehören, der sich intensiver mit dem christlichen Verständnis der Liebe befassen möchte.
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Ebd. 133.

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